Dampfmaschine Wisa Gloria

Im Maschinenhaus der Wisa-Gloria-Werke in Lenzburg steht noch heute die wunderschöne Sulzer-Dampfmaschine Nr. 3387, die als Industriekulturgut ersten Ranges gilt.

Technische Daten

  • Horizontale 2 Zylinder-Tandem-Verbundmaschine mit Kondensatoren
  • Kolbendurchmesser Hochdruck Zylinder 260 mm
  • Kolbendurchmesser Niederdruck Zylinder 450 mm
  • Kolbenhub 800 mm
  • Betriebsdruck Hochdruckzylinder 11.5 bar
  • Betriebsdruck Niederdruckzylinder 1.5 bar
  • Leistung 200 PS/150 kW bei 110 U/min

Geschichte der Dampfmaschine Im Jahre 1903 wurde diese Dampfmaschine bei Sulzer in Winterthur gebaut und ca. 1920 bei Wisa Gloria in Lenzburg installiert. Ursprünglich wurde die Maschine für Russland gebaut, konnte aber wegen finanziellen Problemen des Endkunden nicht ausgeliefert werden.
Für die Fabrikation wurde mit einem Dampfkessel, der mit Holzabfällen befeuert wurde, Prozessdampf erzeugt. Zusätzlich wurde die Anlage zur Erzeugung von elektrischer Energie aus dem überschüssigen Dampf verwendet. Der Generator konnte auf das Netz synchronisiert werden und erzeugte Spitzenenergie.
Die Maschine war während etwa 70 Jahren bis 1991 im regulären Einsatz und lief anlässlich einer Demonstration für potentielle Käufer letztmals am 27. März 1993. Wegen der grossen Abmessungen der Maschine und dem daraus resultierenden baulichen Aufwand für einen neuen Standort konnte jedoch kein Interessent gefunden werden.

Aktuelle Situation

Seit der reguläre Betrieb eingestellt wurde, schlummert die Maschine vor sich hin und wartet auf eine neue Aufgabe. Der Dampfkessel wurde abgebrochen, so dass jetzt kein Betrieb mehr möglich ist. Das Maschinenhaus befindet sich in einem renovationsbedürftigen Zustand, die Maschine selbst ist jedoch gut erhalten. Die Elektroanlage ist nicht mehr betriebsfähig.

Wegen der grossen Abmessungen der Maschine ist es kaum möglich, sie an einem anderen Standort wieder aufzubauen. Sie benötigt unter der ganzen Maschinenfläche umfangreiche Fundamente sowie Gänge und Kanäle für Wartung, Dampf- und Wasserleitungen, Ölsammler usw. Das Gebäude inkl. Dampfmaschine gehört heute einer Immobilienfirma. Es besteht die Gefahr, dass die Anlage abgebrochen wird.

Zukunftsaussichten und Ziele Im Jahre 2002 bildete sich eine Interessengemeinschaft von industrie- und technikgeschichtlich interessierten Personen aus der Region mit dem Ziel, diese grossartige Anlage der Nachwelt zu erhalten und eventuell sogar wieder zum Leben zu erwecken. Vorderhand konnten jedoch nur Konservierungsmassnahmen ergriffen werden. Ausserdem wurde mit einem ausführlichen Evaluationsreport der Zustand erfasst sowie ein Kosten- und Arbeitsbudget erstellt. Es wird von Kosten um 600’000 Fr. und 3000 Arbeitsstunden für die Renovation von Gebäude und Maschine ausgegangen. Bevor sich aber die Besitzverhältnisse nicht geändert haben, kann noch gar nichts gemacht werden. Hoffentlich ist das Schmuckstück nicht plötzlich die Beute eines Schrotthändlers geworden!

Generatoren

Das vier Meter grosse Schwungrad treibt zwei Generatoren (Nr. 42573 und 42568) an.

Technische Daten

  • Hersteller Paul Truniger, Solothurn
  • Erregergenerator (Nr. 42573), Drehzahl 820 1/min, Spannung/Strom 50 Volt/70 Ampere, Leistung 3.5 kW
  • Generator (Nr. 42568), Drehzahl 750 1/min, Spannung/Strom 380/220 Volt/333 Ampere, Leistung 220 kVA
  • 8poliger Synchrongenerator 3×380 V, 333 A, 220 kVA
  • Erregermaschine 50 V, 70 A bei 810 U/min
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App-Release IndustriekulTOUR Aabach!

Am 18.3.18 wurde die App «IndustriekulTOUR Aabach» zum Download freigegeben.

IndustriekulTOUR Aabach ist der erste virtuelle Museumsraum im Kanton Aargau. Dieser lädt zu verschiedenen Touren am Aabach: von Schloss Hallwyl über Seon, Lenzburg, Niederlenz bis nach Wildegg.  

Die interaktiven Spieltouren beleuchten den historischen Inhalt der Industrialisierung, vertiefen aber auch an jedem Tour-Standort den Kontext zu Themen der Gegenwart.

Dabei werden Fabrik-Patrons, führende Lenzburger Familien, ein italienischer Gastarbeiter und ein Maschineningenieur begleitet.

IndustriekulTOUR Aabach ist eine Kooperation von Museum Aargau, Museum Burghalde und dem Verein Industriekultur Aabach. Um das digitale Angebot zu nutzen, benötigen Sie die App „IndustriekulTOUR Aabach“. Diese kann im App Store (iOS) oder im Google Play Store (Android) heruntergeladen werden.

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